Humanitäre Katastrophe nach Kriegsende
Ankunft der Flüchtlinge im Westen

Viele Ostpreußen, die 1944 vor der Roten Armee fliehen, wollen nach Kriegsende in die Heimat zurückkehren. Doch die Westverschiebung Polens macht das unmöglich. Sie bleiben im von den Westalliierten besetzten Deutschland.
Hinzu kommen die Vertriebenen in Folge der Potsdamer Konferenz. Wilde Vertreibungen der Deutschen aus den betroffenen Gebieten finden schon vor August 1945 statt. Die Menschen werden zusammengetrieben, in Güterwaggons geladen und stehen oft tagelang ohne Proviant und Wasser eingesperrt auf Abstellgleisen. Manchmal können die Verhungerten und Erfrorenen bei einem Halt aus dem Zug gebracht werden. Auch nachdem die Alliierten versuchen, die Vertreibung von behördlicher Seite zu organisieren, ändern sich die Transportbedingungen nur langsam.
Vor allem aus Stalins Machtbereich wollen die Menschen fort. In Königsberg verhungert die Hälfte der Bevölkerung im Winter 1946/47. Auf polnischem Gebiet hat die „Operation Schwalbe" begonnen: Die Briten sollen täglich 8 000 Menschen in den Westen schaffen. 1 1/2 Millionen Menschen müssen sie in ihrer Zone unterbringen.
Die ankommenden Flüchtlinge müssen sich in Grenzdurchgangslagern melden. Viele kommen über Friedland, werden dort registriert, untersucht, entlaust, denn die Behörden haben Angst vor eingeschleppten Seuchen. Innerhalb von 24 Stunden werden die Gesunden in die vom Krieg weitgehend unzerstörten ländlichen Gebiete weitergeleitet. Doch der allgemeine Gesundheitszustand der Menschen ist erschreckend. Schwerkranke werden in Hilfskrankenhäuser eingeliefert. Viele Vertriebene sterben an Unterernährung, Erschöpfung, Lungenentzündung und Infektionen.
Die Menschen haben Schlimmes erlebt, so wie Ottilie Bauer aus Prinzlaff: Der Mann wird von den Polen verschleppt, ein Sohn erschlagen, ein zweiter Sohn ist in Italien gefallen, zwei Töchter werden auf der Flucht vermisst. Ottilie und ihr elfjähriger Sohn müssen den Besitz in Polen verlassen, bei ihnen sind die Schwiegertochter und deren zweijähriger Sohn. Sie gehören bald zu den ersten Ankömmlingen in Neugnadenfeld.

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Vertriebene vor den Güter- und Viehwaggons der Deutschen Reichsbahn, die sie nach Westen transportieren werden.


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Ottilie Bauer, eine der ersten Bewohnerinnen des ehemaligen Gefangenenlagers Alexisdorf, nach dem Krieg. Sie und viele andere Schwestern und Brüder der Herrnhuter verwandeln den trostlosen Ort in ein lebenswertes Zuhause und entscheiden 1948, die neue Siedlung Neugnadenfeld zu nennen.

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Erschöpft liegt ein Flüchtlingskind auf einem Leiterwagen.

Geschichtspfad 9-12

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