Moorsoldaten für sechs Monate
Der Reichsarbeitsdienst in der Grafschaft Bentheim
1929 beschließt der Reichstag, die „Emslandnot" zu bekämpfen und die rückständige Region für eine landwirtschaftliche Nutzung zu kultivieren. Der 1931 durch Kanzler Brüning eingeführte "Freiwillige Arbeitsdienst" bringt Beschäftigung für die vielen Arbeitslosen in Folge der Weltwirtschaftskrise. Dem NS-Staat passen diese Entwicklungen gut ins Konzept. 1935 wird aus dem freiwilligen Dienst ein Pflichtdienst.
In der Grafschaft Bentheim ist der Reichsarbeitsdienst nur vier Jahre mit der Kultivierung der Moore und dem Bau von Verkehrswegen beschäftigt.
Bereits 1934 werden die ersten Lagerbaracken errichtet. Zwei RAD-Lager gibt es in Alexisdorf: Preußen I und Preußen II. Weitere Lager entstehen in der Grafschaft und im Emsland.
In den Lagern sind für je sechs Monate junge Männer stationiert. Die Dienstverpflichteten kommen aus dem gesamten Reichsgebiet. Die 18- bis 25-jährigen .,kämpfen" nur mit Spaten gegen das Moor. Viele verdienen ihr erstes Geld beim Arbeitseinsatz. Die Kameradschaft im Lager gefällt den jungen Deutschen. Sie sind stolz auf die zukünftigen “blühenden Landschaften", überzeugt davon, dass ihre Arbeit dazu beitragen wird. Disziplin, Drill und harte Arbeit bestimmen den Tag.
Unmerklich wirken sie am großdeutschen Plan mit: Sie bauen Straßen zur Westfront und machen Ackerland zur Versorgung der Truppen urbar. Das Lagerleben bereitet die Männer auf den Kriegsdienst vor. Viele von ihnen werden danach einberufen, melden sich freiwillig zur Wehrmacht oder gehen zur Waffen-SS.
1938 werden die Lager auf Befehl des Führers wieder völlig demontiert. Die Bauteile werden am “Westwall", der deutschen Verteidigungslinie gegen Frankreich, erneut verwendet.
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Eine Abteilung des Reichsarbeitsdienstes auf dem Marsch zur Vereidigung („Spaten über-) entlang der Uferstraße des Piccardie-Coevorden-Kanals.
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Arbeitsdienstler ziehen Entwässerungsgräben: Die Männer arbeiten im weißen Drillichanzug. Nach der Arbeit im Moor soll der Anzug bis zum nächsten Morgen wieder sauber sein, so dass jeder die Kleidung noch am Abend waschen muss.
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Fußappell: Viele junge Männer verdienen nicht nur ihr erstes Geld beim Reichsarbeitsdienst - auch Grundlagen der Körperpflege werden eingeübt.