Aus den Grafschafter Nachrichten :
Auf Spurensuche in Neugnadenfeld
Geschichte des Großvaters führt zum einstigen Lager Alexisdorf
Die Geschichte ihres Großvaters hat eine Familie aus Hanau erforscht. Die Spurensuche führte sie nach Neugnadenfeld zum einstigen Lager Alexisdorf.
Neugnadenfeld. Mit vielen Unterlagen, Briefen und alten Fotos im Gepäck machten sich am vergangenen Sonnabend Elena und Arkadi Maisels aus Hanau zusammen mit Semen Frayman, Valentina Soltseva und Michael Kobrin aus Hannover auf den Weg nach Neugnadenfeld. Die Mitglieder Christhard Pasternak und Hans Bauer vom Lagerbarackenverein Alexisdorf – Neugnadenfeld (LAN) hatten sich bereit erklärt, Elena Maisels und ihrer Familie bei ihrer Spurensuche zu helfen. Zusammen mit Michael Kobrin, einem Freund der Familie, und dem Zeitzeugen Hermann Kronemeyer, aus Bathorn, tauschten sie sich über die Vergangenheit von Maisels Großvater Solomon Frayman aus.
Elena Maisels, vor zwölf Jahren nach Deutschland gekommen, hatte zusammen mit ihrem Vater Semen Frayman in den vergangenen Jahren Nachforschungen über ihren Großvater angestellt. Sie fand heraus, dass Solomon Frayman von 1941 bis 1945 über vier Jahre in den damaligen Lagern Alexisdorf und Wietmarschen verbracht hatte.
Frayman, 1897 in Weißrussland geboren, war Chirurg in Leningrad und wurde 1939 zum Militärdienst einberufen. Zwei Jahre später – im Sommer 1941 – geriet er in Gefangenschaft. In den Lagern der Grafschaft wurde Frayman als Arzt eingesetzt. Hans Günter Kleve, Rektor aus Greven und damals ebenfalls als Sanitäter im Lager tätig schrieb später über die dortigen Zustände, dass notwendige Operationen in einem kleinen, aber gut ausgestatteten Operationsraum unter Assistenz anderer Ärzte durchgeführt wurden.
Elena Maisels Großvater war Jude. Heimlich hatte Frayman damals seinen jüdisch klingenden Vornamen Solomon in Semen geändert. Nach Kriegsende konnte er im September 1945 zu seiner Familie nach Leningrad zurückkehren. Ihr erzählte er von Besuchen von Mitgefangenen nach Kriegsende und damit verbundenen Gesprächen, die immer von viel Sympathie für die Lagerkommandanten geprägt gewesen seien. Nach einer Besichtigung der Kriegsgräberstätte kehrten die Spurensucher schließlich nach Hannover und Hanau zurück.