Buchpräsentation: Neugnadenfeld 1946-2021
Am 26. August 1946 wurde Neugnadenfeld gegründet. Für einen Ort kein besonders hohes Alter. Doch der Ort im äußersten Norden der Grafschaft Bentheim blickt auf eine besondere Geschichte zurück, die in ihren Anfängen auf großen Belastungen gründet. Angefangen hat alles mit dem sogenannten Kriegsgefangenenlager „Alexisdorf“. In der Nachkriegszeit entwickelte sich dann ein neues Dorf im Moor. Um die Geschichte zu verstehen, müssen der Ort selbst, die Herkunft der Neugnadenfelder*innen , das Zeitgeschehen und die politische Lage ausführlicher behandelt werden. Gesagt, getan: Das Jubiläum nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, um eine ausführliche Dokumentation zu gestalten, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Herausgekommen ist ein knapp 300 Seiten starkes Buch mit ebenso vielen Bildern, unter dem Titel „Neugnadenfeld 1946-2021“, das gleichzeitig als Dokumentation für den Verein Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld dient.
Inhalt
1 Albert Rötterink, Siedlungsgeschichte
2 Albert Rötterink, Gemeinde Ringe
3 Harald Siebörger, Kirchliches Umfeld
4 Harald Siebörger, Schule
5 Karoline Lambers, Kindergarten
6 Astrid Wennemer, Landwirtschaft
7 Peter Zittlau, Geschäfte, Handwerk, Industrie und
Dienstleistungen
8 Christhard Pasternak, Dorfgemeinschaftshaus
9 W. Gerstenkorn, Bläserchor
10 Harald Siebörger, Kirchenchor / Projektchor
11 Jürgen Bisanz, Sportverein
12 Gerrit Jan Beuker, Feuerwehr
13 Christhard Pasternak, Lagerbaracke LAN e. V.
14 Christhard Pasternak, Kunstwegen/Geschichtspfad
15 José Martin, Wer wohnt schon in Neugnadenfeld?
Nach (fast) jedem Kapitel finden sich ein Auszug aus einer Lebensgeschichte eines/r verstorbenen Neugnadenfelder*in, ein kurzer Abschnitt aus den Lebenserinnerungen von Adelheid Stähle geb. Datzko und ein oder mehrere Schulaufsätze vom vierten Schuljahr aus Neugnadenfeld von 1954. Zu den Aufsätzen gehört fast immer auch eine Schülerzeichnung aus dem Neugnadenfeld jener Zeit.
Die Entwicklung eigener Kultur und Identität ist ohne Geschichtsbewusstsein nicht möglich. Es ist notwendig, die Erinnerungen an die nächsten Generationen weiterzugeben, auch vor dem Hintergrund, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt und in absehbarer Zeit keine mehr geben wird.“ Die Geschichte des Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg, Tod, Flucht und Vertreibung sowie Wiederaufbau und Integration sind nach Meinung von Pasternak mit dem Schicksal der Neugnadenfelder*innen eng verwoben.
Das Buch umfasst insgesamt 15 Kapitel. Neben der Siedlungsgeschichte von Alexisdorf, dem Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager geht es auch um das kirchliche Umfeld (Neugnadenfeld wird geprägt von der Herrnhuter Brüdergemeine), um die Moorerschließung und weitere Themen wie Landwirtschaft, Handwerk, Bildungseinrichtungen, die ansässigen Vereine oder dem „kunstwegen“-Projekt. Autor des Buches ist Dr. Gerrit Jan Beuker, der maßgeblich von Christhard Pasternak und Albert Rötterink unterstützt wurde.
Stolz sind Pasternak und seine Mitstreiter aber nicht nur auf das Buchprojekt. Die Gemeinde Ringe hatte dem Verein einen Teil des Dorfgemeinschaftshauses zur Verfügung gestellt, um ein Museum einzurichten. 2019 wurden durch größere Um- und Anbaumaßnahmen neue Räume dazugewonnen und liebevoll gestaltet, um auf die Situation in früheren Jahren aufmerksam zu machen. Gleichzeitig dient das Museum als außerschulischer Lernort für Grafschafter Schulen. „Das Museum ist Anlaufstelle für Angehörige ehemaliger Kriegsgefangener und Informationsstätte für Gruppen und Einzelbesucher“, freut sich Pasternak, der hinzufügt: „Es ist zwar noch ein bisschen was zu tun, doch hier können Schüler und Besucher an einem authentischen Ort Geschichte auf verschiedenste Weise erleben.“ In diesem Zusammenhang weist Pasternak gerne darauf hin, dass der Verein bereits mit der Gedenkstätte Esterwegen, dem Kamp Westerbork, der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und dem Gymnasium Nordhorn zusammenarbeitet.
Am 29. August wird das Buch „Neugnadenfeld 1946-2021“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Eröffnet wird die Veranstaltung mit einem Festgottesdienst. Interessierte haben im Anschluss nicht nur die Möglichkeit, sich die neu renovierte Kirche anzuschauen, sondern ebenso das sich weiterhin im Aufbau befindliche Museum.